Mit gutem Wassermanagement kann der Verbrauch deutlich gesenkt werden
Wie viel Bewässerung braucht der Garten?
Ein nasser Winter liegt hinter uns: Regen und Schneeregen waren in Berlin deutlich ergiebiger als im jahrzehntelangen Durchschnitt. Im Februar lagen die Niederschläge um ein Drittel über dem Mittelwert, im Januar um die Hälfte, im März sogar um 100 %. Ist die Trockenheit seit 2018 damit erst einmal ausgeglichen? Hat unsere Stadt wieder ausreichend Wasserreserven? „Nein“, sagt Christian Schweer, „das, was jetzt mehr gefallen ist, reicht dafür nicht. Um das Defizit der letzten Jahre aufzuholen, müsste es mehrere Monate durchregnen.“ Der Wasserexperte beim BUND Berlin beschäftigt sich mit dem Grundwasser unter unserer Stadt. Er stellt fest, dass trotz der ergiebigen Regenfälle die Situation unserer Wasserreserven kritisch bleibt.
Wasser- und Klimaforscher sind sich einig: Auch wenn es mal eine Zeit lang Dauerregen gibt, ist der Klimawandel Realität. Unsere Region muss sich dauerhaft auf eine veränderte Niederschlagsverteilung einstellen. Während die Winter in der Regel feuchter werden, bleibt es im Sommer teils über Wochen trocken – das ist der langfristige Trend für die Klimaentwicklung in Berlin. Und da der Grundwasserstand sinkt, ist auch das Trinkwasser aus der Leitung nicht mehr unbegrenzt verfügbar. „Wir haben weiter das Problem, dass zu viel aus dem Grundwasser entnommen wird“, stellt Christian Schweer fest.
Muss Wasser rationiert werden?
Wohin die Entwicklung gehen könnte, zeigte der Sommer 2022, als in einigen Regionen Brandenburgs Maßnahmen zur Begrenzung des Trinkwasserverbrauchs verordnet wurden. So war im Havelland die Gartenbewässerung außerhalb der Tagesrandzeiten zeitweise untersagt. Der Wasserverband Strausberg-Erkner deckelt den Wasserverbrauch von Privathaushalten gar dauerhaft– jetzt bereits für Neukunden, künftig für alle. „Das wird auch in Berlin kommen“, ist Dr. Erich Hetz überzeugt, „die Frage ist nur wann.“
Der Bezirksgartenfachberater in Steglitz sieht angesichts der Klimakrise keine Alternative zur Wasserrationierung. „Klimaforscher haben schon vor 20 Jahren darauf hingewiesen, dass Berlin und Brandenburg besonders von Trockenheit betroffen sein werden, und vor einer Versteppung unserer Region gewarnt. Darauf hat aber kaum jemand gehört.“ Hetz war bis zu seinem Ruhestand beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg (LELF) tätig und dort an Untersuchungen zum sparsamen Wasserverbrauch beteiligt. Umgesetzt hat er seine Erkenntnisse auch im eigenen Kleingarten in der KGA Am Wäldchen: „Dort brauche ich in meinem Garten mit einer Größe von 360 m2 nur 20 m3 zusätzliches Wasser im Jahr.“
So wenig bewässern wie möglich
Berlins Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern müssen sich auf den Klimawandel einstellen und ihren Umgang mit Wasser ändern – das meint auch Landesgartenfachberater Sven Wachtmann. „Wir leben in einer der trockensten Regionen Deutschlands“, mahnt er, „im Garten sollte man die Bewässerung zielgerichtet einsetzen und nur dort, wo es unbedingt notwendig ist.“
Pro Quadratmeter Grünfläche werden laut einer verbreiteten Faustregel etwa 60 Liter Bewässerung pro Jahr benötigt – ein Wert, den Gartenexperten angesichts des Klimawandels mittlerweile für deutlich zu niedrig halten. Doch jede Gartenfreundin und jeder Gartenfreund hat es in der Hand, den Verbrauch zu reduzieren. Welche Möglichkeiten bei der Gestaltung und Bewirtschaftung es gibt, erklärt Sven Wachtmann regelmäßig bei seinen Gartenseminaren zum Wassermanagement. Die wichtigsten Punkte:
- Verdunstung minimieren durch Beschattung, Bodenverbesserung, Mulchen und Vermeiden von versiegelten Flächen
- Sammeln von Regenwasser
- Effektive Bewässerungstechnik
- Verwendung trockenheitsresistenter Pflanzen
- Regentonnen in vielen Gärten
Ausprobiert und praktiziert werden die verschiedenen Wege des Wassermanagements schon in vielen Kleingärten der Stadt. Allein die Sichtbarkeit von Regentonnen spricht dafür: „Meine Gartennachbarn haben alle mehrere Tonnen. Da sammelt jeder, so viel er kann – gerade diejenigen, die auf Nachhaltigkeit achten“, berichtet Henry Dinter. Der Vorsitzende der KGA Grüne Aue in Schöneberg hat durch die Wasserrechnung seines Vereins einen guten Überblick über den durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch der Pächterinnen und Pächter. Seine Schätzung: „Um meinen Garten ordentlich zu bewirtschaften, brauche im Jahr mindestens 20 m3 Leitungswasser plus die gesammelten Niederschläge.“ Pro Tag in der Gartensaison sind das knapp 100 l Trinkwasser zur Bewässerung.
„Lasst das Rasengießen!“
Geht es auch mit weniger? Da weiß Henry Dinter manchen Tipp. „In der Hitzeperiode empfehlen wir als erstes: Lasst das Rasengießen! Das sieht zwar nicht schön aus, aber der Rasen wird sich wieder erholen.“
Im Klima-Schaugarten des Vereins soll jetzt erprobt werden, wie das Wassermanagement mit guter Ausrüstung und richtiger Bepflanzung noch effektiver, aber auch komfortabler werden kann. Einiges davon soll schon zum Langen Tag der Stadtnatur am 10. und 11. Juni zu besichtigen sein.
Seit 2022 erfasst der Verein an seiner hochmodernen Messstation detailliert Niederschlag, Temperatur und andere Wetterdaten. Schon die Auswertung des ersten Jahres zeigt eindeutig: Der Klimawandel ist auch in der Grünen Aue unabweislich. Im vergangenen Sommer gab es nur einen Tag unter 20 °C und nur 21 Tage mit Niederschlägen. Und bei Starkregenereignissen wie am 15. oder 26. August kamen in kurzer Zeit bis zu 28 l pro m2 herunter. Das ist die Wettersituation, mit der sich Gartenfreunde heute auseinandersetzen müssen.
Im Sommer fehlt der Niederschlag
„Früher fielen die meisten Niederschläge in Berlin im Sommer. Das hat sich in den letzten Jahren geändert – die Regenmengen hat man nicht mehr in den Monaten, wenn man sie eigentlich braucht“, weiß auch Klaus Pellmann, Lehrer an der Peter-Lenné-Schule. Das Oberstufenzentrum für Natur und Umwelt in Zehlendorf ist eine der größten Gartenbauschulen Deutschlands. Hier beschäftigt man sich schon lange mit der Frage, wie der Wasserverbrauch in Grünanlagen und Gärten reduziert werden kann. Seit 2007 wurde auf dem weitläufigen Schulgelände ein umfangreiches Regenwassermanagement umgesetzt. Das Ziel: In den Außenanlagen autark von der öffentlichen Wasserversorgung zu werden.
Können Kleingärtnerinnen und Kleingärtner das auch erreichen? „Eher nicht“, meint der Gartenbauexperte, „jedenfalls wenn man sich die letzten Jahre anguckt, die besonders trocken waren.“ Ohnehin sei die Antwort auf den Klimawandel nicht nur in Regenzisternen und Bewässerungsanlagen zu suchen. „Viel wichtiger ist doch, mit Pflanzen zu arbeiten, die mit diesen niedrigen Niederschlagsmengen klarkommen – das ist die Antwort für den Gärtner. Bei vielen ist die Sensibilität dafür auch da“, meint Pellmann.
Grundwasserschützer Christian Schweer sieht es ähnlich: „Generell sollten wir dafür sorgen, den Bewässerungsbedarf zu reduzieren – mit gebietseigenen Pflanzen, die sich am besten an die Trockenheit anpassen. Und mit dem Leitungswasser sollten wir möglichst sparsam umgehen, denn in Berlin kommt es in den meisten Fällen aus Gebieten, wo die Natur sehr unter Stress steht. Vor allem in Waldlebensräumen wie Spandauer Forst, Grunewald und Müggelspree, die auszutrocknen drohen.“
Näheres zu den einzelnen Möglichkeiten des Wassermanagements erfahren Sie in den kommenden Monaten in der Verbandszeitschrift Berliner Gartenfreund.
Klaus Pranger, Redakteur, Verlag W. Wächter
Dieser Textbeitrag ist im Berliner Gartenfreund, Verbandszeitschrift des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde e. V., Mai-Ausgabe 2023, Seite 36-37 erschienen.