Verfasst am 30.06.2023 um 11:01 Uhr

So wird in Berliner Klimagärten Wasser gespart    

Viele Kleingartenvereine in Berlin beschäftigen sich in Lehr- und Schaugärten oder Gemeinschaftsanlagen mit der Klimakrise. Wie gehen sie damit um, dass die Sommer in Berlin trockener werden? Welche Erfahrungen haben sie mit dem Wassermanagement gemacht? Welche Tipps können sie geben? Die Redakteure der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund" haben sich umgehört.

KGA Am Forsthaus (Marzahn)

Der seit 2018 bestehende Klimagarten des Vereins wird aus zwei Quellen bewässert: Brunnenwasser und Regenwasser. Für die Pumpe gibt es auf der 170-m2-Parzelle einen Ausgleichsbehälter mit 1000 l Fassungsvermögen. Ebenfalls 1000 l passen in den Tank, in dem Regen vom Dach des Pumpenhauses aufgefangen wird (Foto links).


„2020 haben wir vom Pumpenhaus eine Wasserleitung zu den vier Hochbeeten verlegt, an die eine Tropfbewässerung angeschlossen ist“, erzählt der Vereinsvorsitzende Ingo Freese. Die Bewässerung erfolgt über eine Zeitschaltuhr täglich von 7 bis 9 Uhr. Durch einen Regensensor wird sie aber bei Regen bzw. ausreichender Feuchtigkeit im Boden unterbrochen. „Leider haben die ersten Tropfschläuche nur zwei Jahre gehalten und werden in diesem Jahr durch andere ersetzt“, so Freese. An den Obstbäumen testet der Verein jetzt eine neuartige Wasserversorgung: Ein 150 cm langes HT-Rohr wird in Stammnähe ca. 50 cm tief eingegraben und mit Wasser gefüllt, das dann langsam direkt an der Wurzel im Boden versickert.


Weitere Maßnahme zum Wassersparen: Im Herbst wird Schnittgut von den Bäumen und Hecken im Arbeitseinsatz mit einem Häcksler geschreddert. Den Häcksel können die Pächter als Mulch auch auf ihren Parzellen verwenden, so dass weniger Wasser verdunstet.


Im naturnahen Garten "Waldessäumchen". Foto: H. van Heese

KGA Waldessaum (Spandau)

Der naturnahe Garten „Waldessäumchen“ geht jetzt in sein drittes Jahr (Gartenfreund 2/2023). Zeit, die Pflanzen stärker an die Trockenheit zu gewöhnen, meint der ehemalige Vereinsvorsitzende Guido Thimm. „In der Anfangszeit mussten wir die Pflanzen etwas mehr gießen, damit sie angehen. Jetzt wollen wir sie trainieren, mit weniger auszukommen, damit sie tiefer wurzeln und sich dort ihre Feuchtigkeit holen.“


Schon bei der Anlage der Gemeinschaftsfläche hat der Verein auf genügsame Pflanzen gesetzt und sich dabei von einer Gärtnerei beraten lassen. Auch die richtige Anordnung hilft Wasser sparen, weiß Thimm: „Wenn man im Außenbereich höhere Pflanzen setzt, hält man den Wind aus dem Garten heraus und reduziert die Verdunstung.“ Seit Herbst 2022 ist die Parzelle komplett mit Tropfbewässerung ausgestattet – ein ausgeklügeltes System, da die Pflanzen teils sehr dicht stehen. Vier Kreisläufe werden durch die Zeitschaltuhr unterschiedlich angesteuert. Zum Teil werden auch kleine Sprenger an Bambusstäben eingesetzt. „Bei 30, 40 Pflanzen in einem kleinen Beet kann man nicht überall Schläuche legen“, sagt Thimm.


Die unterirdische Zisterne auf der 300-m2-Parzelle fasst 3 m3 Regen – nicht genug in den vergangenen trockenen Sommern. Darum wird zusätzlich mit Brunnenwasser aufgefüllt.


Tröpfchenbewässerung auch hier. Foto: KGA Möllersfelde

KGA Möllersfelde (Pankow)

2020 haben die Pankower in ihrem Schau- und Klimagarten mit der Bepflanzung begonnen und seitdem schon zweimal die Regenwasserkapazität erweitert. „Angefangen haben wir mit 1000 l und dann bald auf 2000 erhöht, weil wir damit nicht ausgekommen sind“, berichtet der Vereinsvorsitzende Ulrich Menzer. Mittlerweile stehen, dezent verkleidet, drei Kubikmeter-Tanks auf der 400-m2-Parzelle, und dennoch reicht es nicht. In der Anlage im hohen Norden Berlins, in Französisch-Buchholz, wird zusätzlich Brunnenwasser aus zwölf Meter Tiefe gefördert. „Kein Grundwasser, sondern Schichtenwasser“, erklärt Menzer.


Das Brunnenwasser geht in die Tropfbewässerung von Beeten und Bäumen ebenso wie in die Berieselung im 12-m2-Gewächshaus. Regenwasser tröpfelt dagegen auf die Hochbeete und in die solarbetriebene Bewässerung der hängenden Pflanztöpfe (Foto). Die Bewässerung wird von einer Zeitschaltuhr gesteuert, aber fast täglich sieht auch ein engagiertes Pächter-Ehepaar nach dem Rechten.

Neben dem Klimagarten hat der Verein noch ein Gemeinschaftsprojekt: Im neu angelegten „Schreddergarten“, der Fläche zur zentralen Kompostierung, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts „Urbanität & Vielfalt“ genügsame einheimische Arten gepflanzt – mehr als 1000 Pflanzen. Ringsum stehen 15 Spalierobstbäume, die im Sommer mit Gießsäcken gegen die Trockenheit geschützt werden.


In den 268 Gärten der Anlage soll Wassermanagement künftig ebenfalls eine größere Rolle spielen, kündigt der Vorsitzende an. Die Gartenordnung wurde gerade entsprechend überarbeitet.


KGA Treptows Ruh (Treptow)
Hier am Rand des Treptower Parks entstand 2017 einer der ersten Klimagärten in Berliner Kleingartenanlagen. Das Thema Wassermanagement nahm der Verein 2021 in den Fokus, als eine Anlage zur Tropfbewässerung installiert wurde, die nun die 14 Hochbeete und die Säulenbäume morgens und abends je 45 Minuten mit Feuchtigkeit versorgt. Die hohen Bäume werden mit Gießsäcken bewässert. Die Bewässerungsanlage sei ein voller Erfolg, meint die Vereinsvorsitzende Andrea Kubitz, denn der Wasserverbrauch habe sich mehr als halbiert – von 250 m3 pro Jahr auf 120 m3.

Der Verbrauch ist immer noch relativ hoch, weil bisher kein Regenwasser auf der Parzelle gesammelt wird. Zum einen gibt es kein Laubendach als Ablauffläche, zum anderen ist kein Stromanschluss für eine Pumpe vorhanden. Andrea Kubitz überlegt nun, dafür eine Solaranlage anzuschaffen.
Was ihr sehr am Herzen liegt ist das Mulchen: „Der ganze Klimagarten ist mit Holzhäckseln ausgelegt, auch die Baumscheiben, damit die Feuchtigkeit schön gehalten wird.“

KGA Teltowblick (Zehlendorf)

Der Klimagarten am Vereinshaus, 2019 angelegt, brauchte im vergangenen Jahr nur 4 m3 Wasser, wie der Vereinsvorsitzende Reinhard Schoenknecht berichtet. „Der Rasen wird nicht gegossen.“ Die Zehlendorfer Gartenfreunde haben vor allem klimaresistente Pflanzen für die Fläche ausgewählt, etwa verschiedene Sorten von Kissenastern und Garteneibischen, Liguster und Herbst-Sonnenbraut. In diesem Jahr soll hinter dem Vereinshaus noch eine 90 m2 große Wildblumenwiese gesät werden. Der Klimagarten verfügt auch über zwei Insektenhotels und zwei Futtersäulen für Vögel.

KGA Grüne Weide (Treptow)

Wassermanagement ist ein zentrales Thema auf dem Vereinsplatz der Anlage: Vor zwei Jahren wurde eine Zisterne installiert, in der das Wasser vom Dach des Vereinsheimes gesammelt wird. 2022 verbauten die Vereinsmitglieder eine automatische Bewässerungsanlage – sie verteilt das Wasser auf der neu geschaffenen Vogelschutzhecke und dem Klimabeet. „Wenn die Zisterne leer ist, müssen wir ‚zufüttern‘“, berichtet der Vereinsvorsitzende Bernd-Rainer Büttner. „Wie viel zusätzliche Bewässerung nötig ist, das ist immer eine Ermessensfrage. Niemandem ist geholfen, wenn die Vogelschutzhecke vertrocknet, also gießen wir bei extremer Trockenheit.“ Der Verein hat nun einen Brunnen beantragt, um künftig für die zusätzliche Bewässerung kein Trinkwasser nutzen zu müssen, sondern mit der Kombination aus Regen und Grundwasser auszukommen.


KGA Ideal III (Neukölln)

Der Klima- und Schaugarten in Britz befindet sich noch im Aufbau (Gartenfreund 5/2023). Fest eingeplant sind aber drei Regenwassertonnen, erklärt Vereinsvorsitzender Manfred Föllmer. „Wir werden also in jedem Fall auch Regenwasser zur Bewässerung nutzen.“ Über den Einsatz einer Bewässerungsanlage ist noch nicht entschieden.


KGA Wickenweg (Hellersdorf)

„Unser Schau- und Lehrgarten möchte auch ein Klimagarten werden“, sagt Gartenfachberaterin Rosemarie Franke. Geplant ist eine bunte Wetterstation, mit der vor allem Kinder an die Beobachtung von Temperaturen und Niederschlägen herangeführt und so für den Klimawandel sensibilisiert werden sollen. Fördermittel dafür sind nun beantragt. In den Beeten und Hochbeeten der Gemeinschaftsparzelle ist seit zwei Jahren eine Tropfb ewässerung im Einsatz. Regenwasser wird in einer Tonne gesammelt, ansonsten speist sich die Bewässerung – wie in der gesamten Anlage – aus dem Grundwasser. Bäume und Obststräucher in dem Schaugarten werden gemulcht, damit die Fläche nicht austrocknet.


Klaus Pranger, Redakteur Verlag W. Wächter



Dieser Textbeitrag erschien in der Juli-Ausgabe 2023 der Verbandszeitschrift Berliner Gartenfreund und mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächter auch hier online.