Chemikalien und aufwendige Verfahren helfen bei der Aufrechterhaltung der Wasserqualität
Ein Pool ist nun mal keine Badewanne
Ach, könnte es mit dem Gartenpool doch so einfach sein wie mit der Badewanne: Wasser rein, Badespaß, Stöpsel ziehen – fertig! Doch leider taugt so eine Badewanne nicht zum Vergleich mit den Swimmingpools in Tausenden Berliner Kleingärten, wo das diesjährige „Anbaden“ bereits absolviert sein dürfte.
Der erste Unterschied zeigt sich bereits in der Wassermenge. Sofern der Gartenpool die Maße nicht überschreitet, die in vielen Berliner Kleingärten gestattet sind (max. Durchmesser 360 cm bei einer Höhe von höchstens 90 cm), sind bis zu 9000 l Trinkwasser vonnöten, um ihn einmal zu befüllen. Zum Vergleich: Eine Badewannenfüllung liegt bei etwa 150 l.
Chemische Zusätze statt Wasseraustausch
Aus diesem hohen Wasserverbrauch – rund ein Fünftel der Pro-Kopf-Trinkwassermenge eines Jahres! – leitet sich auch schon der zweite Unterschied zur Badewanne ab: Denn nach jedem Bad das Wasser abzulassen und beim nächsten Mal das Becken wieder neu zu befüllen, wäre vor allem aus ökologischer Sicht kompletter Wahnsinn.
Doch in Poolwasser, das mehrere Wochen nicht gewechselt wird, mag niemand mehr baden: Lichteinfall, Sauerstoffverlust, Schmutz, Insekten, aber vor allem Hautpartikel, Haare, Sonnenschutzmittel und Schweiß, die unvermeidlich eingetragen werden, verursachen Algenwachstum und Bakterienvermehrung. All das trübt schon nach kurzer Zeit sowohl das Wasser als auch den Badespaß.
Ihn trotzdem aufrechtzuerhalten, lassen sich Poolbesitzer einiges kosten. Der Handel hält dafür etliche Lösungsangebote parat: Umwälzpumpen, Filter und Desinfektionsmittel sollen helfen, die Wasserqualität möglichst lange zu erhalten. Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB), rät insbesondere bei Bioziden zu Aufmerksamkeit und Vorsicht: Zusätzlich zu den Hinweisen auf den Etiketten der Verkaufspackungen sollten immer auch die zugehörigen Sicherheitsdatenblätter studiert werden. „Auf ihnen steht, was zum Selbstschutz, aber auch zum Schutz der Umwelt zu beachten ist. Darauf ist auch beschrieben, ob und in welcher der drei Wassergefährdungsklassen (WGK) das Mittel eingestuft ist: schwach, deutlich oder stark wassergefährdend. Wer es einsetzt, sollte sich seiner Verantwortung, die bis zur Entsorgung des Wassers reicht, bewusst sein. Darum fragen Sie beim Kauf nach diesen Datenblättern“, rät der Experte.
Chlor ist der Klassiker bei der Wasserbehandlung
Die am häufigsten zur Behandlung von Poolwasser verwendete Chemikalie ist Chlor, erläutert Dr. Sabrina Kraus vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Durch seine desinfizierende – die Chemikerin spricht von tötender – Wirkung beseitigt es Bakterien und Algen. Wenn Chlor dem Wasser zugegeben wird, entsteht eine schwache (hypochlorige) Säure, die durch ihre oxidierenden Eigenschaften das Wasser desinfiziert.
Um das Chlor vor schneller Zersetzung durch die Sonneneinstrahlung zu schützen, werden Produkte für den Außenbereich von den Herstellern mit Stabilisatoren versetzt, so Sabrina Kraus. Häufig verwendet wird beispielsweise Cyanursäure, die allerdings genau dosiert werden muss. Übermäßige Konzentrationen, zu erkennen beispielsweise an einer milchigen Trübung des Wassers, können gesundheitsschädlich sein, insbesondere, wenn das behandelte Wasser verschluckt wird. „Zur korrekten Dosierung und Überwachung der Wasserqualität sollten die Herstellerhinweise auf dem Etikett beachtet werden“, lautet daher auch ihr eindringlicher Appell.
Aktivsauerstoff: Sanfter, aber weniger wirksam
Eine Alternative zu chlorhaltigen Produkten sind laut UBA Mittel mit sogenanntem Aktivsauerstoff. beispielsweise Persulfate oder Wasserstoffperoxid. Hier kommen sauerstoffabspaltende Verbindungen zum Einsatz,
Dem UBA zufolge wirkt Aktivsauerstoff ähnlich wie Chlor – es zersetzt Bakterien im Poolwasser. Für die Desinfektion in öffentlichen Bädern sind Produkte auf Sauerstoffbasis in Deutschland nicht zugelassen, wohl aber für private Pools. Das dürfte vor allem an ihrer geringeren Wirksamkeit gegenüber Chlor liegen, weshalb sie auch häufig in höherer Konzentration zugegeben werden.
Eine weitere Möglichkeit, das Wasser über einen längeren Zeitraum klar und hygienisch zu halten, ist die Salz-Elektrolyse. Bei diesem Verfahren wird das Wasser mit Salz (Natriumchlorid) aufbereitet, durchläufteine Elektrolysezelle, wodurch freies Chlor zum Entkeimen des Schwimmbeckenwassers entsteht.
Ein Vorteil: Wer sich dieser Methode bedient, muss keine Gefahrstoffe wie z.B. Chlortabletten lagern. Zumindest theoretisch, denn sowohl das UBA als auch Stephan Natz raten entschieden von einer Salz-Elektrolyse im Gartenpool ab: „So etwas ist was für Profis, nichts für Hobby-Anwender. Dabei ist nämlich ziemlich viel zum Eigenschutz zu beachten“, bringt es der BWB-Sprecher auf den Punkt.
Nur für die Anwendung durch Profis geeignet
Als ebenfalls nur für den Einsatz im professionellen Schwimmbad-Bereich geeignet sehen die Experten ein Verfahren an, mit dem mittels Aktivkohlefilter gebundenes Chlor (Chloramine) und andere Verbindungen entfernt werden, die sich aus der Reaktion mit organischen Wasserbestandteilen ergeben. „Mit geeigneter Wartung können diese Filter sinnvoll sein“, lautet die Einschätzung von Sabrina Kraus, die zugleich vor der Gefahr warnt, dass die Filter unbemerkt verkeimen und somit zu einer mikrobiologischen Belastung führen. „Man muss exakt ablesen oder einschätzen können, wann ein solcher Filter beladen ist“, warnt auch Stephan Natz davor, dass etliche Filter bei Überschreiten dieses Punktes ihre Fracht wieder an das Wasser abgeben.
Mit Kescher und Bürste für Sauberkeit im Becken
Unterm Strich sind nach gegenwärtigem Kenntnisstand also nur bestimmte chlor- und sauerstoffbasierte Verfahren geeignet, die Wasserqualität im Gartenpool über einen längeren Zeitraum einigermaßen aufrechtzuerhalten.
Wirklich sauber halten aber auch diese Chemikalien das Poolwasser nicht, wie Sabrina Kraus betont. „Denn sie helfen nicht, Haare, Hautschuppen sowie anfallendes Laub oder Insekten aus dem Wasser zu entfernen. Genauso wenig bleiben Wände und der Poolboden nur durch den Einsatz von Chemikalien frei von Bewuchs.“ Als wirksame zusätzliche Präventionsmaßnahmen empfiehlt die Expertin, den Pool bei Nichtbenutzung abzudecken sowie den Einsatz eines Laubkeschers und einer Bürste zum Abschrubben der Algen. Zusammen mit einer guten Filteranlage können diese Maß nahmen bei der Algenbekämpfung helfen, damit die Desinfektionsmittel und die darin enthaltenen Chemikalien wirken können und dem Badevergnügen nichts mehr im Wege steht.
Poolwasser richtig entsorgen
Aber kommen wir noch einmal auf die eingangs erwähnte Badewanne zurück: Die Gemeinsamkeit mit einem Pool besteht wahrscheinlich wirklich allein darin, dass man dort Erfrischung finden kann. Denn ganz egal, welcher Cocktail zur Sicherung der Badewasserqualität im Gartenpool zum Einsatz kommt: So harmlos und hautverträglich wie ein duftendes Schaumbad in den heimischen vier Wänden dürfte er ganz sicher nicht sein.
Und deswegen verbietet es sich auch, am Ende des Badevergnügens einfach „den Stöpsel“ zu ziehen. Wie Sie das Wasser aus dem Pool richtig und möglichst umweltfreundlich entsorgen, lesen Sie in der Verbandszeitschrift „Berliner Gartenfreund", Ausgabe Juli 2022.
Elke Binas, Redakteurin Verlag W. Wächter
Freibad - eine hygienische alternative | Weiterführende Tipps zum Download |
Dr. Sabrina Kraus vom Umweltbundesamt rät statt eines Pools zum sommerlichen Besuch im Freibad: „Es sorgt für Erfrischung und zusätzliche Bewegung und ist darüber hinaus nicht nur die wassersparende und umweltfreundliche Alternative, sondern ist auch unter hygienischen Aspekten zu bevorzugen. Öffentliche Bäder werden regelmäßig durch das Gesundheitsamt überwacht. Dort können Sie mit ruhigem Gewissen schwimmen und baden, ohne sich um die richtige Dosierung der Biozid-Produkte Sorgen machen zu müssen. Die Reinigung und Desinfektion des Wassers werden durch fachkundiges Personal vorgenommen.“ | Weitere Informationen zum Thema Schwimm- und Badebeckenhygiene des Umweltbundesamts (UBA) finden Sie auch auf: www.umweltbundesamt.de/themen/duschen-vor-dem-sprung- ins-schwimmbecken-haelt-das Zudem stellt das UBA eine Ratgeberbroschüre zum Thema „Rund um das Badewasser“ zur Verfügung. Die Broschüre steht zum Download bereit auf: www.umweltbundesamt.de/publikationen/ rund-um-das-badewasser |
Dieser Textbeitrag ist in der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund', Ausgabe Juni 2022, Seiten 6/12 bis 6/13, erschienen und mit freundlicher Genehmigung durch den Verlag W. Wächter auch hier online.
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