Der phänologische Kalender ist ein wertvolles Werkzeug für Gartenfreunde, das weit über die bloße Einteilung in Jahreszeiten hinausgeht. Er basiert auf der Beobachtung von Naturphänomenen, insbesondere der Entwicklung von Pflanzen und Tieren in Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen. In den letzten Jahren haben sich die klimatischen Rahmenbedingungen jedoch erheblich verändert, was direkte Auswirkungen auf die Pflanzenauswahl in unseren Kleingärten hat.
Phänologischer Kalender – mehr als nur Jahreszeiten

Längere Vegetationsdauer
Eine der auffälligsten Veränderungen, die wir in den letzten Jahren beobachten konnten, ist die Verlängerung der Vegetationsperiode. Mildere Winter und frühere Frühlingsanfänge ermöglichen es vielen Pflanzen, früher auszutreiben und länger zu wachsen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Gartenfreunde, die ihre Beete und Anlagen optimal nutzen möchten.
So können beispielsweise Sorten von Gemüse und Blumen, die früher als zu frostempfindlich galten, nun in vielen Regionen erfolgreich kultiviert werden. Tomaten, Paprika und Zucchini profitieren von der längeren Wachstumszeit und können oft bis in den Herbst hinein geerntet werden. Auch mehrjährige Pflanzen wie Stauden und Sträucher zeigen eine verstärkte Blüte und Fruchtbildung, wenn sie von den verlängerten warmen Perioden profitieren.
Trockene und heißere Sommer
Gleichzeitig stellen die zunehmend trockenen und heißeren Sommer eine Herausforderung dar. Viele traditionelle Pflanzen, die in unseren Gärten kultiviert werden, sind nicht an solche Bedingungen angepasst. Dies erfordert eine sorgfältige Überlegung bei der Auswahl der Pflanzen.
Besser wäre es auf trockenheitsresistente Sorten setzen, die weniger Wasser benötigen und besser mit Hitze umgehen können. Dazu gehören beispielsweise mediterrane Pflanzen wie Lavendel, Rosmarin und Thymian, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch in der Küche Verwendung finden. Auch einheimische Pflanzen, die an trockene Bedingungen angepasst sind, wie verschiedene Gräser und Wildblumen, können eine hervorragende Wahl sein. Sie fördern zudem die Biodiversität und bieten Lebensraum für zahlreiche Insekten.
Pflanzenauswahl und Gestaltung
Die Veränderungen im Klima erfordern eine Anpassung der Pflanzenauswahl im Kleingarten. Es ist ratsam, sich über die spezifischen Bedürfnisse der Pflanzen zu informieren und auf Sorten zu setzen, die sowohl anpassungsfähig als auch robust sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Fruchtfolge und Mischkultur. Durch die Kombination verschiedener Pflanzenarten können Gärtner die Widerstandsfähigkeit ihrer Beete erhöhen und Schädlingen sowie Krankheiten entgegenwirken. Zudem kann die gezielte Auswahl von Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen, die Erträge steigern und den Pflegeaufwand reduzieren.
Der phänologische Kalender ist ein wertvolles Hilfsmittel, um die Veränderungen in der Natur zu verstehen und die eigene Pflanzenauswahl entsprechend anzupassen. Die verlängerte Vegetationsdauer und die Herausforderungen durch trockene, heiße Sommer erfordern ein Umdenken in der Gartenplanung. Indem wir auf angepasste, robuste und nachhaltige Pflanzen setzen, können wir nicht nur unsere Gärten verschönern, sondern auch aktiv zum Umweltschutz beitragen.
Eine gute Idee wäre auch die Anlage eines phänologischen Beetes im Kleingarten oder auch auf der Gemeinschaftsfläche. So können wir es jedes Jahr verfolgen, wie sich das Klima in Bezug auf unsere Pflanzen verändert oder auch bleibt.
Letztlich ist der Garten nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein lebendiges Experimentierfeld, das uns lehrt, mit den Veränderungen der Natur umzugehen und sie zu nutzen. Lassen Sie uns gemeinsam die Vielfalt der Pflanzenwelt entdecken und unseren Kleingarten zukunftsfähig gestalten!
Tabelle: Auswahl an Zeigerpflanzen für ein phänologisches Beet
Monat | Jahreszeitraum | Pflanzen |
Februar | Vorfrühling | Märzenbecher |
| Schneeglöckchen | |
| Krokusse | |
| Blüte Hasel | |
März | Erstfrühling | Beginn Blüte Beerensträucher |
| Blüte Löwenzahn, Tulpen | |
| Blüte Forsythie | |
| Blattentfaltung Stachelbeere | |
April | Vollfrühling | Blüte Flieder |
| Apfelblüte | |
Mai | Frühsommer | Blüte Pfingstrose |
| Blüte Schwarzer Holunder | |
Juni-Juli | Hochsommer | Blüte Hortensien |
| Blüte Wegwarte | |
| Fruchtreife Johannisbeere | |
| Blüte Sommerlinde | |
August | Spätsommer | Blüte Heidekraut |
| Blüte Dahlien | |
| Fruchtreife Felsenbirne | |
September | Frühherbst | Blüte Herbstzeitlose |
| Höhepunkt Obsternte | |
| Fruchtreife Schwarzer Holunder | |
Oktober | Vollherbst | Blüte Herbstastern |
| Laubverfärbung | |
November | Spätherbst | Allgemeiner Laubfall |
| Eichenlaub verfärbt sich | |
Dezember-Januar | Winter | Ende Vegetationszeit |
Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Gartenfachberatung
02/2025
Fotos/Collage Fruchtentwicklung: jjron, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
