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Verfasst am 24.03.2025 um 09:19 Uhr

Phänologischer Kalender – mehr als nur Jahreszeiten

Der phänologische Kalender ist ein wertvolles Werkzeug für Gartenfreunde, das weit über die bloße Einteilung in Jahreszeiten hinausgeht. Er basiert auf der Beobachtung von Naturphänomenen, insbesondere der Entwicklung von Pflanzen und Tieren in Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen. In den letzten Jahren haben sich die klimatischen Rahmenbedingungen jedoch erheblich verändert, was direkte Auswirkungen auf die Pflanzenauswahl in unseren Kleingärten hat. 

Längere Vegetationsdauer

Eine der auffälligsten Veränderungen, die wir in den letzten Jahren beobachten konnten, ist die Verlängerung der Vegetationsperiode. Mildere Winter und frühere Frühlingsanfänge ermöglichen es vielen Pflanzen, früher auszutreiben und länger zu wachsen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Gartenfreunde, die ihre Beete und Anlagen optimal nutzen möchten.

So können beispielsweise Sorten von Gemüse und Blumen, die früher als zu frostempfindlich galten, nun in vielen Regionen erfolgreich kultiviert werden. Tomaten, Paprika und Zucchini profitieren von der längeren Wachstumszeit und können oft bis in den Herbst hinein geerntet werden. Auch mehrjährige Pflanzen wie Stauden und Sträucher zeigen eine verstärkte Blüte und Fruchtbildung, wenn sie von den verlängerten warmen Perioden profitieren.


Trockene und heißere Sommer

Gleichzeitig stellen die zunehmend trockenen und heißeren Sommer eine Herausforderung dar. Viele traditionelle Pflanzen, die in unseren Gärten kultiviert werden, sind nicht an solche Bedingungen angepasst. Dies erfordert eine sorgfältige Überlegung bei der Auswahl der Pflanzen.

Besser wäre es auf trockenheitsresistente Sorten setzen, die weniger Wasser benötigen und besser mit Hitze umgehen können. Dazu gehören beispielsweise mediterrane Pflanzen wie Lavendel, Rosmarin und Thymian, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch in der Küche Verwendung finden. Auch einheimische Pflanzen, die an trockene Bedingungen angepasst sind, wie verschiedene Gräser und Wildblumen, können eine hervorragende Wahl sein. Sie fördern zudem die Biodiversität und bieten Lebensraum für zahlreiche Insekten.


Pflanzenauswahl und Gestaltung

Die Veränderungen im Klima erfordern eine Anpassung der Pflanzenauswahl im Kleingarten. Es ist ratsam, sich über die spezifischen Bedürfnisse der Pflanzen zu informieren und auf Sorten zu setzen, die sowohl anpassungsfähig als auch robust sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Fruchtfolge und Mischkultur. Durch die Kombination verschiedener Pflanzenarten können Gärtner die Widerstandsfähigkeit ihrer Beete erhöhen und Schädlingen sowie Krankheiten entgegenwirken. Zudem kann die gezielte Auswahl von Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen, die Erträge steigern und den Pflegeaufwand reduzieren.


Der phänologische Kalender ist ein wertvolles Hilfsmittel, um die Veränderungen in der Natur zu verstehen und die eigene Pflanzenauswahl entsprechend anzupassen. Die verlängerte Vegetationsdauer und die Herausforderungen durch trockene, heiße Sommer erfordern ein Umdenken in der Gartenplanung. Indem wir auf angepasste, robuste und nachhaltige Pflanzen setzen, können wir nicht nur unsere Gärten verschönern, sondern auch aktiv zum Umweltschutz beitragen.

Eine gute Idee wäre auch die Anlage eines phänologischen Beetes im Kleingarten oder auch auf der Gemeinschaftsfläche. So können wir es jedes Jahr verfolgen, wie sich das Klima in Bezug auf unsere Pflanzen verändert oder auch bleibt.


Letztlich ist der Garten nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein lebendiges Experimentierfeld, das uns lehrt, mit den Veränderungen der Natur umzugehen und sie zu nutzen. Lassen Sie uns gemeinsam die Vielfalt der Pflanzenwelt entdecken und unseren Kleingarten zukunftsfähig gestalten!


Tabelle: Auswahl an Zeigerpflanzen für ein phänologisches Beet


Monat
Jahreszeitraum
Pflanzen
Februar
Vorfrühling
Märzenbecher
 

Schneeglöckchen
 

Krokusse
 

Blüte Hasel
März
Erstfrühling
Beginn Blüte Beerensträucher
 

Blüte Löwenzahn, Tulpen
 

Blüte Forsythie
 

Blattentfaltung Stachelbeere
April
Vollfrühling
Blüte Flieder
 

Apfelblüte
Mai
Frühsommer
Blüte Pfingstrose
 

Blüte Schwarzer Holunder
Juni-Juli
Hochsommer
Blüte Hortensien
 

Blüte Wegwarte
 

Fruchtreife Johannisbeere
 

Blüte Sommerlinde
August
Spätsommer
Blüte Heidekraut
 

Blüte Dahlien
 

Fruchtreife Felsenbirne
September
Frühherbst
Blüte Herbstzeitlose
 

Höhepunkt Obsternte
 

Fruchtreife Schwarzer Holunder
Oktober
Vollherbst
Blüte Herbstastern
 

Laubverfärbung
November
Spätherbst
Allgemeiner Laubfall
 

Eichenlaub verfärbt sich
Dezember-Januar
Winter
Ende Vegetationszeit



Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Gartenfachberatung
02/2025



Fotos/Collage Fruchtentwicklung: jjron, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

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