Gartenthemen
zurück zur Übersicht
Verfasst am 09.12.2024 um 15:52 Uhr

Paradiesische Früchte - Obst für kleine Gärten    

Obstgehölze gehören, wie Blumen und Gemüse, zur Gestaltung und Nutzung im Kleingarten. Sie bieten viel fürs Auge, sind ökologisch wertvoll und tragen zu unserer Ernährung bei. Obst umfasst essbare Früchte und Samenkerne von Bäumen, Sträuchern und Stauden.

Einteilung der Obstgehölze

Die meisten Obstgehölze gehören zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae). Beispiele sind Apfel, Birne, Quitte, Kirsche, Pflaume, Pfirsich, Aprikose, Erdbeere, Himbeere und Brombeere. Eine weitere Pflanzenfamilie sind die Stachelbeergewächse (Grossula-riaceae), zu denen Johannis- und Stachelbeeren zählen, sowie die Weinrebengewächse (Vitaceae).


Eine weitere Unterscheidung bei der Einteilung der Obstgehölze erfolgt anhand der Art und Form der Früchte:

  • Kernobst: Apfel, Birne und Quitte (die Samen sind als Kerne in der Mitte der Frucht sichtbar (Sammelbalgfrucht)).
  • Steinobst: Kirsche, Pflaume, Zwetsche, Mirabelle, Reneklode, Pfirsich, Aprikose und Mandel (die Früchte haben einen zentralen Samen, der von einer nussartigen, harten Schale umgeben ist (Steinfrucht)).
  • Beerenobst: Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Holunderbeeren und Sanddorn (mehrere Samen sind vom Fruchtfleisch umschlossen und meist von einer festen Fruchthaut umgeben (Beerenfrucht)).
  • Schalenobst: Haselnuss, Walnuss und Esskastanie (Marone), (Nussfrucht). Die Pflanzung dieser Gehölze ist in Kleingärten jedoch unzulässig.
  • Weichobst: Beeren- und Steinobst


Vermehrung von Obstgehölzen

Zur Vermehrung von Obstgehölzen gibt es zwei Hauptmethoden: die geschlechtliche (generative) und die ungeschlechtliche (vegetative) Vermehrung.

1.    Geschlechtliche Vermehrung

Hierbei werden Samen von Obstgehölzen wie Holzapfel, Holzbirne oder Vogelkirsche verwendet, um neue Pflanzen zu erzeugen. Diese Methode wird vor allem für die Vermehrung von Wildobst, zur Produktion von Sämlingsunterlagen und zur Züchtung neuer Sorten genutzt. Die so entstehenden Pflanzen zeichnen sich durch kräftigen Wuchs, Widerstandsfähigkeit und lange Lebensdauer aus.


2.    Ungeschlechtliche Vermehrung:

  • Ableger/Ausläufer/Absenker: z.B. bei Johannisbeeren, Quitten, Reben, Stachelbeeren: Durch Anhäufeln mit Erde, die die Wurzelbildung fördert, entstehen neue Pflanzen (Tochterpflanzen). Diese Methode garantiert Sortenechtheit.
  • Stecklinge/Steckholz: z.B. bei Stachelbeeren, Johannisbeeren, Reben: Einjährige, ausgereifte Langtriebe werden im Winter (Herbst bis Frühjahr) auf 20–30 cm Länge geschnitten. Das untere Ende kann leicht schräg angeschnitten werden, um es besser in die Erde zu stecken.
  • Veredeln: z.B. Obstbäume: Ziel ist es, sortenreine Nachkommen zu erhalten. Der „Edelreiser“ wird auf eine „Unterlage“ (Wildling) gesetzt. Diese bestimmt Wuchsstärke, Qualität und weitere Eigenschaften des zukünftigen Baums. Beide Teile verwachsen zu einer Einheit.


Qualitäten und Baumformen

Obstgehölze werden in Baumschulen und Gartencentern nach bestimmten Qualitäts-standards produziert und verkauft. Eine dieser Normen betrifft die Baumform, die sich durch die Stammhöhe unterscheidet:

  • Hochstamm: 160 cm/180 cm
  • Halbstamm: 100 cm/120 cm/150 cm
  • Meterstamm: 100 cm
  • Niederstamm: 80–100 cm
  • Busch/Buschbaum: 40–60 cm
  • Spindelbusch: 40–50 cm


Auch die Kronenform ist ein Unterscheidungsmerkmal:

  • Pyramidenkrone: Schmale, kompakte Kronenform
  • Hohlkrone: Offene Krone mit mehreren Hauptstämmen
  • Spindelformen: Verschiedene Formen wie Schnurbaum, Spindelbusch, Superspindel, schlanke Spindel
  • Formobst: Schmale, kompakte Bäume wie Schnurbäume, Spaliere, Palmetten
  • Säulenbäume: Schlanke, hohe Bäume mit einem Mitteltrieb
  • Spalierobst: Verschiedene Formen wie Fächerspalier, Kordon (Schnurbaum) oder Palmette


Wichtig beim Kauf

Beim Kauf von Obstgehölzen sollte Sie auf folgende Qualitätsmerkmale achten:

  • gut durchwachsener Wurzelballen
  • unverletzte, gesunde Triebe
  • Wahl zwischen Containerpflanzen, wurzelnackten Pflanzen und Pflanzen mit Ballen
  • virusfreie (VE) oder virusgetestete (VT) Pflanzen
  • die passende Sorte für Boden und Klima wählen
  • Wurzeln sollten gesund, kräftig und gut verzweigt sein
  • Krone und Stamm: Gleichmäßiger Wuchs mit mindestens fünf gut verteilten Seitentrieben
  • die Pflanzen sollten frei von Krankheiten und Schädlingen sein


Pflanzung von Obstgehölzen

Die richtige Pflanzung ist entscheidend für das Gedeihen im Garten. Wählen Sie einen Standort, an dem das Gehölz langfristig gut wachsen kann. Ein Pflanzschnitt (ca. ein Drittel der Triebe einkürzen) ist wichtig. Der Wurzelballen von Containerpflanzen sollte leicht aufgerissen werden, damit die Wurzeln gut anwachsen können. 


Wurzelware (ohne Ballen) muss sauber nachgeschnitten werden, Ballenpflanzen sollten von Textilgewebe befreit werden. Die Pflanzgrube sollte größer sein als der Wurzelballen, und nur organische Dünger sowie Kompost sollten verwendet werden. Der beste Pflanzzeitpunkt ist der Herbst, aber auch das Frühjahr ist geeignet.


Kurze Zusammenfassung zur Pflanzung:

•    Pflanzzeitraum beachten (optimal im Herbst)

•    lockeren Untergrund schaffen

•    Pflanzpfahl verwenden

•    Weißanstrich oder anderen Stammschutz auftragen

•    Wurzeln nachschneiden (bei Containerware anritzen)

•    Kompost oder organischen Dünger verwenden

•    Wurzelhals sollte sichtbar sein

•    Erde festtreten und Pflanzgrube einschlämmen

•    Gießrand anlegen


Obstgehölze richtig pflegen

Nach der Pflanzung ist regelmäßige Pflege nötig, einschließlich fachgerechtem Schnitt und Düngung. Beim Schnitt werden zuerst tote, kranke und störende Triebe entfernt. Die Krone kann zur Verjüngung eingekürzt werden, wenn der Baum vital ist. Beim Schnitt am Stamm sollte ein kleiner Astring stehen bleiben, um die Wundheilung zu fördern. Schnittwunden können bei Bedarf mit Wundverschlussmittel behandelt werden.

Ein starker Rückschnitt bewirkt einen starken Austrieb, ein schwacher Rückschnitt einen schwachen Austrieb – dies sollte bei allen Schnittarbeiten berücksichtigt werden.


Sven Wachtmann

Vorstandsmitglied für Gartenfachberatung

10/2024

Dokumente: