Jedem Gartenfreund ist es mit einfachen Mitteln möglich aktiv zum Artenschutz in den Städten und Gemeinden beizutragen. Man kann durch das Anlegen z.B. kleiner Gartenbiotope, Wildpflanzenwiesen und Feuchtgebiete zusätzlichen Lebensraum für Insekten und andere nützlichen Tiere schaffen und dadurch das Gedeihen der Flora und Fauna positiv beeinflussen.
Es ist immer wieder wichtig diese Gedanken nach außen zu tragen, um auch allen klarzumachen was durch unsere Gärten für ein unverzichtbares Gut in unseren Händen liegt. Dieses Gut muss immer wieder verteidigt und vergrößert werden, in jedem einzelnen Kleingarten, auch im öffentlichen Grün, in Parks, in Gartenanlagen, auf Streuobstwiesen, ...
Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten
Ein wichtiger Beitrag zur Nützlings Förderung ist auch die Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten. Alles organische Material, ausgenommen kranke Pflanzenteile, sollte im Garten verbleiben und wieder neu aufgearbeitet werden. Ein Komposthaufen ist der beste Vertreter dafür und dient gleichzeitig als hervorragender Lebensraum für viele nützliche Kleinstiere, Bakterien und Pilze.
Pflanzen- und Tiervielfalt im Garten
Pflanzen benötigen zum Leben einen viel geringeren Lebensraum als Tiere, dieses muss man für die Ansiedelung von Tierarten bedenken. Ein einzelner Garten ist immer nur ein Teil vom Lebensraum, während größere Kleingartenanlagen durchaus ein Gesamtlebensraum für eine oder mehrere Arten sein können. Wenn die Pflanzenvielfalt in den Gärten sehr hoch ist, ist auch mit einer großen Artenvielfalt von Insekten und anderen Tierarten zu rechnen.
Wildpflanzenvielfalt
Im Garten sollten Wild- wie auch Zierpflanzen zu finden sein, denn viele Tiere benötigen auch Wildpflanzen als Nahrungsquelle. Die meisten Wildkrautarten sind einjährig und benötigen zu ihrer Entwicklung jährlich einen bearbeiteten Boden. Einige Wildkräuter sind mittlerweile als Kulturpflanze in unseren Gärten wieder angekommen, wie z.B. Echte Kamille, Feld-Stiefmütterchen, Große Brennnessel, ... Viele dieser Wildkräuter eignen sich auch gut für uns Menschen in Form von Salat, Tee oder medizinische Anwendungen. Auch für die biologische Schädlingsbekämpfung und zur Pflanzenstärkung eignen sich eine Vielzahl von Wildpflanzen. Für unsere heimischen Insekten ist immer ein gutes Angebot an Blüten mit Nektar und Pollen an einheimischen Wild- und Zierpflanzen wichtig.
Blumenwiesen in unseren Gärten
Für kleine freie Flächen in der Gartenanlage kann man, am besten an mageren Standorten, wunderschöne Blumenwiesen anlegen. Eine Wiese ist eine ausdauernde Pflanzengemeinschaft, in der Blumen, Gräser und Kräuter ihren Lebenszyklus bis zur Samenreife durchlaufen und so eine artenreiche Pflanzenwelt bieten. Hier wächst ein Vielfaches an Pflanzenarten anstatt eines einfachen Rasens. Diese Wiesen werden maximal zweimal im Jahr gemäht (Zeitraum 1x im Sommer und 1x im Herbst). Das Schnittgut sollte entfernt und kann kompostiert werden. Zur vollen Entfaltung kommen Wiesenblumen erst dann, wenn nach der Samenreife gemäht wird. Geeignete Gräser und Kräuter wären: Wiesen-Rispengras, Gemeine Schafgarbe, Scharfer Hahnenfuß, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Kerbel, Wiesen-Margerite, Wiesen-Sauerampfer, Klatschmohn,... Man darf sich allerdings nicht wundern, wenn von den ausgesäten Arten nicht alle Pflanzenarten aufgehen. Die Standortansprüche einiger Arten sind leider etwas unterschiedlich. Der Aussaatzeitpunkt sollte im Herbst oder zeitigen Frühjahr sein. Viele einjährige Wildkräuter benötigen im darauffolgenden Jahr einen offenen Boden, um sich wieder erneut zu entwickeln, dieses sollte man beachten, um sich nicht zu wundern, dass einige Arten im zweiten Jahr verschwunden sind.
Das Anlegen von Steingärten, Sand-, Kies- oder Steinhaufen
Auch das Anlegen von Steingärten, Sand-, Kies- oder Steinhaufen fördert die Erhöhung der Artenvielfalt im Garten. Hier können z. B. Wildbienen, Grabwespen, Laufkäfer, diverse Gliederfüßer und Eidechsen ein zu Hause finden. Wichtig ist auch die Wechselbeziehung der verschiedenen Lebensräume (z. B. Nahrung von der Blumenwiese und Wohnraum im Steinhaufen). Man sollte nicht nur eine, sondern mehrere Komponenten den Pflanzen und Tieren anbieten. Das Anlegen eines Steinhaufens ist verhältnismäßig einfach. Eine Grundfläche von ca. 2m2 und eine Höhe von ca. 1m ist vollkommen ausreichend. Auch die Aufschüttung von Sand oder Kies ergibt einen Standort für Trockenheit liebenden Pflanzen und Kleintiere sowie für Wildbienen und Grabwespen.
Das Anlegen von Feuchtbiotopen
Eine weitere Möglichkeit den Artenreichtum im Garten zu erhöhen, ist die Anlage eines Feuchtbiotopes (Teich). Bei der Gestaltung eines Feuchtbiotops sollte darauf geachtet werden das auch immer eine Flachwasserzone vorhanden ist, so dass die Tiere problemlos „ein- und aussteigen“ können.
Durch Teiche geben wir Lebensräume für z.B. Teich- und Bergmolch, Wechselkröte, Grasfrosch, Wasserfrosch, Erdkröte, verschiedene Wasserkäferarten, Kleinkrebse, Libellenarten, ... Auch sollte daran gedacht werden, dass das Ökosystem im Feuchtbiotop möglichst über viele Jahre konstant gehalten werden kann. Bei der Auswahl des Standortes eines Gewässers sollte bedacht werden, dass ein Gewässer täglich einige Stunden Sonnenlicht benötigt. Bei zu starker Sonneneinstrahlung ist eine leichte Abschattung von Vorteil. Zur Besiedlung des Teiches brauchen Sie nichts unternehmen, hierhin kommt die heimische Flora und Fauna von selbst.
Info Rechtliches: Im Kleingarten darf ein Feuchtbiotop/Teich nicht größer als 10m2 sein.
Das Anlegen von Totholzhaufen und Insektenhotels
Ein weiter Lebensbereich für viele Insekten stellt einfaches Holz dar. Zum Beispiel als Totholzhaufen im Garten. Hier lebt eine Vielzahl von Hautflüglern und anderen Insekten. Auch kann man künstliche Nisthilfen, in Form von „Insektenhotels“, mit unterschiedlichen Materialien und unterschiedlich großen Löchern aufstellen. Die Durchmesser der Nistlöcher sollten zwischen 1 und 10mm und ca. 10cm Tief sein. Zur Verwendung kommen Hartholzäste mit Bohrlöchern, Stroh- oder Schilfhalme, Bambusrohr oder markhaltige Hölzer.
Wenn im Garten auch nur eine vorgestellte Möglichkeit der Nützlingsförderung greift, ist es allemal ein Zugewinn für unsere Natur. Machen Sie mit und geben Sie den Nützlingen ein neues zu Hause !
Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Gartenfachberatung
11/2012; 01/2024